Lieblingsbücher 2024

Zu fast jedem dieser Bücher wollte ich schon vor Monaten geschrieben haben, insbesondere zu den Rezensionsexemplaren (Auge vor allem @Haymon Verlag, I’m very sorry aber besser spät als nie <3 und immerhin sind es beides Lieblingsbücher geworden!).

Die Reihenfolge wird nicht sein wie im Bild, sondern nach Grenres: (Essay)Romane, Jugendbücher, Graphic Novels, Sachbücher. Ich werde vor allem über meine Meinung und meine Empfindungen beim Lesen schreiben, Inhaltsangaben findet ihr bei den Verlagen und oder den Social Media Accounts der Autor*innen.

(Essay)Romane
Lieber Haymon Verlag, ich war vorher schon Fan von euch, nach diesem Jahr aber besonders sehr. Ihr habt ein Drittel meiner liebsten Bücher dieses Jahr veröffentlicht und das ist bei 121 gelesenen Büchern dieses Jahr mehr als beeindruckend (das ist es ja schon nur bei diesen neun, seien wir ehrlich). Außerdem sind alle drei von nichtbinären Personen, allein das schon ein Grund sie lesen zu wollen und dann sind sie auch noch so unfassbar gut. Danke für die Rezensionsexemplare und die wunderbare Zusammenarbeit an Chaos.

Das erste Buch, das ich 2024 vom Haymon Verlag gelesen habe, war Sieben Sekunden Luft von Luca Mael Milsch. Und Entschuldigung, aber was ist das bitte wie ein unsagbar großartiges Buch? Ich habe geliebt, wie klug dieses Buch geschrieben ist, wie genial mit Zeitformen hantiert wird, wie ich mit der Hauptfigur mitgefühlt habe und wie ich das Buch wirklich kaum aus der Hand legen konnte. Es ist keine leichte Lektüre, aber eine, die ich allen ans Herz legen möchte, die es grade tragen können.

Das zweite war Chaos von Yassamin-Sophia Boussaoud. Als ich die Ankündigung des Buches auf Instagram sah, war ich instantly hyped, weil ich Minos Content und Schreiben sehr schätze, das Buch wanderte direkt auf meine Wishlist – und zwei Tage später fand ich eine E-Mail von Haymon im Postfach, ob ich Chaos vielleicht lektorieren wolle..? Ich wollte. Ich kenne also schon die Rohform dieses Buchs und bereits die war auf eine Weise geschrieben, dass ich alle Gefühle hatte beim Arbeiten und zwar auf die beste Art (ich liebe das). Ich liebe den Aufbau des Buchs, die Gedichte, die die Kapitel einleiten, die poetische Sprache, die verwendet wird und was ich alles lernen durfte beim Lesen und Lektorieren. Wer sich mit Sachbüchern und Essays manchmal schwertut, aber gerne über intersektionalen Feminismus lernen möchte, sollte dieses Buch lesen. Und eigentlich einfach alle anderen auch.

Das dritte Buch war Alles dazwischen, darüber hinaus von Maë Schwinghammer. Schon der Titel war einer, der mich direkt neugierig machte, und dann las ich, dass es über Autismus, Klassismus und Transsein geht und ich war full on hooked. Ich mochte sehr, wie all diese Themen in einem Roman miteinander verwoben wurden, wie Worte gefunden wurden für Schmerz und Sprachlosigkeit, und wie ich mich fand und erkannte an dieser und jener Stelle und Neues lernte über Positionierungen, die ich nicht teile, Perspektiven, die ich selbst nicht kenne. Es sind solche, die bisher selten gelesen und gehört werden und dann in einer solchen Sprache geschrieben – absolut lesenswert.

Allgemein: Von allen dreien würde ich sofort weitere Bücher lesen. Werde ich. Ich manifestiere das jetzt. (No pressure, ihr drei, ich bin geduldig <3)

Jugendbücher
Ich lese ja einigermaßen genre- und altersklassenübergreifend, deshalb sind auch immer wieder Jugendbücher dabei – auch weil ich froh bin zu sehen, dass es in allen Bereichen immer mehr Vielfalt zu lesen gibt.

Das erste Jugendbuch, dass es in meine Jahresfavoriten geschafft hat, ist ironischerweise eines, das gar nicht sooo viel Vielfalt hat, aber mich eben doch ganz schön in seinen Bann gezogen hat: Amelia – alle Seiten des Lebens von Ashley Schumacher. Es war ein klassischer Coverkauf, ich war in einem Laden mit ausschließlich Mängelexemplaren und dieses Buch hatte Wale auf dem Cover und verhieß mir eine Geschichte über die Liebe zur Literatur, eine einfache Entscheidung und im Nachhinein eine sehr glückliche. Auch dieses Buch hat schwere Themen, der Todesfall der besten Freundin der Hauptfigur steht im Mittelpunkt, es gibt einen mit eigenen Problemen überforderten Elternteil und dann die ganzen Probleme, die Jugendliche sonst sowieso haben, und für die sie alle ihre eigenen Umgangsformen finden. Amelias Lösung ist, sich bei Überforderung Wale vorzustellen, wie sie zum Beispiel durch Wälder schweben. Das wird so unglaublich schön beschrieben, dass ich jedes Mal ganz melancholisch wurde und sie beinahe beneidete um diese Form der (Dis)Assoziation. Keine leichte Geschichte, aber eine, die ich wirklich wirklich gern gelesen habe dank ihrer schönen Sprache und Bilder.

Das zweite Jugendbuch lief mir irgendwo auf Instagram über den Weg, Harte Schale, Weichtierkern von Cornelia Travnicek. 2023 war es für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und erzählt von einer autistischen Jugendlichen – und oh dammit, ich hab mich so gesehen und gelesen gefühlt. So viele Gedanken, die ich selbst auch kenne, so viele Fragen, die ich mir (damals und jetzt noch) gestellt habe, so viel autistische Realness und das alles so unglaublich toll illustriert (vorwiegend mit Oktopoden, dem Spezialinteresse der Hauptfigur). Große Liebe, wirklich.

Graphic Novels
Boah. Beide einfach *insert Emoji here, dem der Kopf explodiert*. So so so gut.

Genderqueer von Maia Kobabe wurde bereits vielfach besprochen, unter anderem weil es einer der Bücher ist, die in vielen Bibliotheken in den USA verboten ist. Seit diesem Jahr gibt es eine deutsche Übersetzung, ich habe allerdings das englische Original gelesen. Und geweint. Und mitgefühlt. Und mich gefreut. Und ach. Es ist ein Buch, das glaube ich mindestens alle Queers lesen sollten und alle anderen auch um unsere Realitäten besser zu verstehen.

Auf einem Sonnenstrahl von Tillie Walden hatte ich spontan aus der Bibliothek ausgeliehen und möchte ich jetzt dringend auch selbst haben weil WOW. Was sind das für Bilder und kann ich bitte mein Zimmer mit ihnen tapezieren? Unfassbar toll gezeichnet und eine Geschichte, die mich vor allem durch die Bilder gefangen genommen hat (und ich bin ehrlich, ich bin nicht mal sicher, ob ich alles verstanden habe). Es gibt keine männlichen Charaktere (allein das halt schon mal!) und so viel Solidarität und Chosen Family. Große, große Empfehlung.

Sachbücher
Sachbücher sind mit das häufigste Genre, was ich lese, glaube ich, und dennoch selten in meiner Favoritenliste. Ich glaube, weil ich zu selten mehr fühle, als Wut. Schade eigentlich.

Selbstlos: Die Zweifel der modernen Mütter, die alles geben und sich selbst dabei verlieren von Sina Schröder war eines der ersten Sachbücher dieses Jahr und puh uff. Auch da viel Wut, aber auch so viel Mitgefühl, das mitgegeben wurde. Es ist nicht inklusiv geschrieben, es spricht nur von Müttern und Frauen und übersieht all die Menschen wie mich, die gesellschaftlich als Mütter behandelt werden, aber keine sind. Trotzdem ist es ein Buch, das mir gut tat, das mir Denkweisen mit an die Hand gab, die mich in meiner Elternschaft und meinem Umgang mit der Gesellschaft sehr vorangebracht haben, mich teilweise sogar versöhnen konnten. Es ist sanfter als viele andere derartige Bücher und das war etwas, das ich sehr brauchte zu dieser Zeit.

Das Buch, das diese Liste abschließen darf, ist Unertrunken. Was ich als Schwarze Feministin von Meeressäugetieren lernte. von Alexis Pauline Gumbs. Wahrscheinlich hätte ich es wie Chaos auch als Essayroman listen können, aber irgendwie eben auch nicht. Vielleicht brauchen Bücher wie diese eigene Kategorien, Poetisch-erzählende Essayromane? Irgendwie so.
Ich habe sehr lange gebraucht, dieses Buch zu lesen, weil ich immer wieder fühlen und denken und einordnen musste. Es ist ein sehr (!) spirituelles Buch und es wird nichts für alle sein. Aber wer sich darauf einlassen kann und will, wird darin vieles finden. Sätze und Formulierungen, die tief berühren („an Land das Meer einfordern“), so vieles über verschiedene Wassertiere, was ich nicht wusste und so vieles über Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft, das ich neu einzuordnen lernte. Ich bin dankbar für dieses Buch und seine Sprache und Anstöße und dass ich es lesen und daraus lernen durfte.

Literaturfazit 2024
Fest steht, ich hab ganz schön viele gute Bücher gelesen. Und dennoch ist nur eine Auswahl hier gelandet, weil es da eben diesen einen Spark gab, den es bei den anderen nicht gab – vielleicht gäbe es ihn beim zweiten Mal lesen, vielleicht nicht, und wahrscheinlich hat es eh auch immer mit dem Zeitpunkt des Lesens zu tun, was einen besonders berührt. Auffallend ist, dass tatsächlich keine cis Männer in dieser Liste auftauchen dieses Jahr, ich habe aber auch deutlich mehr nicht cis-männliche Autor*innen gelesen. Mal sehen, was 2025 bringt, ich bin gespannt.

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