Sensitivity Reading ist eine besondere Form des Lektorats. Dabei soll ein sensibler, diskriminierungs- und klischeebefreiter Umgang in der Darstellung marginalisierter Personen(gruppen) sichergestellt werden. Zu diesen Gruppen zählen beispielsweise BIPoC, Menschen mit körperlichen oder psychischen Krankheiten, Menschen mit Behinderungen, Menschen aus der LGBTQ* Community, und noch einige mehr. Bei ihrer Darstellung, egal ob als Haupt- oder Nebencharaktere oder auch in der akademischen Forschungsliteratur, kommt es aus Unwissenheit häufig zu Reproduktion von -ismen, Stereotypen, Vorurteilen und Stigmatisierungen. Diese Reproduktion verfestigt das dann weiter, statt durch sensible Repräsentation zum Abbau von Diskriminierung und Klischees beizutragen.
Sensitivity Reader sind dabei für gewöhnlich selbst Teil der jeweiligen Personengruppe (und damit eine sogenannte own voice) und/oder kennen sich z.B. durch Ausbildung, Beruf und/oder Ehrenamt überdurchschnittlich gut mit der Thematik und ihren besonderen Feinheiten aus. Weiterhin sind sie mit den aktuellen Diskursen vertraut und haben einen Bezug zur Arbeit mit Literatur. Dadurch erkennen sie also die oben beschriebenen Problematiken eher als nicht-betroffene Autor*innen.
In ihrer Arbeit versuchen sie natürlich, unterschiedliche Perspektiven der marginalisierten Gruppe(n) miteinzubeziehen, trotzdem können verschiedene Sensitivity Reader verschiedene Ansichten zu ein und derselben Darstellung haben, weil sie individuelle Erfahrungen gemacht haben. Aus diesem Grund arbeiten manche Autor*innen für denselben Text mit mehreren Sensitivity Readern zusammen.
Wichtig: Ein Sensitivity Reading ersetzt kein Lektorat und umgekehrt. Es ist vielmehr ein ergänzender Vorgang zum Lektorat.